Mit dem Jahr 2014 endeten auch zwei TV-Formate, die sich der Gamingkultur verschrieben hatten, Reload  (EinPlus) und Game One (VIVA). Als Gamer der PacMan-Generation ist das für mich einigermaßen enttäuschend, gibt es doch nicht gerade eine unüberschaubare Anzahl von TV-Magazinen, die sich Videogames und Gamern widmen.

Bis vor kurzem waren es genau die zwei genannten, neu hinzugekommen ist vor wenigen Wochen GameCraft auf dem Sender DMAX. Sollte es bei so wenigen Formaten nicht genügend Zuschauer pro Sendung geben, um die Quote zu erfüllen? Oder war die Youtube-Konkurrenz von Lets-Playern tatsächlich so groß, dass kein Gamer mehr vor die Glotze zu bekommen war?

Game One kannte ich von der ersten Stunde an, fand das Format gleich zu beginn erfrischend kurzweilig, da ich als alter Giga-Gucker das Zeitverbrennen nicht mehr mit ansehen konnte. Trotzdem habe ich selbst zugegebenermaßen zuletzt immer seltener hingezapt, weil die Gameinformation-pro-Zeiteinheit in meinen Augen mit jeder neuen Sendung abnahm, immer mehr und aufwändigere Zwischensequenzen verdrängten den eigentlichen Inhalt, der mehr in Schnippseln, denn als echter Beitrag eingeflochten wurde. Unsäglich langatmig und meines Erachtens nach langweilig waren z. B. die Nerdquiz Teile, sie boten kaum Unterhaltungswert und absolut keine Information zu Spieleneuheiten, dem früheren Hauptaspekt… hier kann ich eine Abwanderung der Zuschauer zu Lets-Plays gut nachvollziehen.

Ich mag/mochte die Rocketbeans, ich mochte die Einspieler (als es noch welche waren), ihre Kommentare und ihren Humor, aber ich denke, das Hauptproblem war letztendlich, dass die Personen zu sehr in den Vordergrund geholt wurden. Es war gute Unterhaltung, aber nicht, was die Gamer sehen wollten: Information zu neuen Spielen. Ein langsames, aber IMHO selbstverschuldetes Sterben.

Zu Reload kam ich erst ziemlich spät, ich hatte von dieser Sendung lange gar nichts gehört, erst als ich bei Rock-am-Ring Übertragungen einige Trailer bei EinsPlus dazu sah, habe ich -eher halbherzig- mal reingesehen. Irgendwie hatte ich bei den ÖR nicht zu große Hoffnung, dass hier eine einigermaßen hippe und jugendgerechte Gameshow gezeigt werden würde. Und ich hatte recht! Die Sendung zielte meiner Meinung nach tatsächlich eher auf Erwachse und Alt-Gamer wie mich ab – und hatte bei mir Erfolg damit. Die Folgen waren fresh & tight (klingt das künstlich?), aber auch professionell und die Moderatoren sympathisch. Und das Beste: Lara Croft moderierte aus dem Off, und manchmal (danke Manu!) auch vor der Kamera.

Reload war das erwachsen gewordene Game One – und vielleicht krankte es gerade daran: wie viele Alt-Gamer, die sich nach wie vor mit der Materie beschäftigen, gibt es noch? Vor allem im Verhältnis zu den schnell nachwachsenden Gaming-Kids, die uns in Grund und Boden rocken?

Die Nachricht, dass Game One eingestellt wird, hat mich traurig zurück gelassen, aber dass zeitgleich auch Reload eingestampft wird, hat mich einigermaßen schockiert. Gerade bei den Öffentlich Rechtlichen sollen doch Sparten gefördert werden, dafür wird doch die Zwangsabgabe der GEZ eingefordert. Nicht Quote, sondern Information, Bildung und Kultur sollen die Formatvielfalt bestimmen. Und dann schneidet man ein ohnehin unterrepräsentiertes Genre vollkommen aus dem Portfolio?! Videospiele bilden eindeutig eine eigene Kultur, sogar eine eigene Kunstform, die Präsenz ist nicht wegzudenken und die Gamingindustrie hat wirtschaftlich eine enorme Dominanz. Hier den Rotstift anzusetzen ergibt weder Sinn, noch entspricht es den selbstgesetzen und dem GEZ-Zahler vorgegaukelten Vorgaben. Einzig die Unlust der Macher von Reload dürfte hier ein Ende setzen – und diese war bis zur und besonders in der letzten Folge absolut  nicht zu spüren.

Schäm’ dich, EinPlus! Benenne dich um in SechsMinus! Sitz, platz, aus! BöHser Hund!

Bleibt nur zu sagen: danke Game One für viele unterhaltsame Sendungen und danke Reload für selbiges und den Running-Gag der Penis-Witze! Ich hoffe wirklich, ihr schafft den Relaunch als reines Online-Magazin – ich wäre ein treuer und dankbarer Zuschauer.

Ein letzter Gedanke: Lineares Fernsehen stirbt scheinbar aus, den Online-Medien gehört die Zukunft. Wichtig ist meines Erachtens dabei, dass die Streaming-Videos auch auf aktuelle Smart-TVs abgestimmt werden. Reload ist hier auf verschiedenen Ebenen bereits vertreten und kann beispielsweise über Youtube oder HbbTV gut am SmartTV genutzt werden. Bei Game One beschränkte es sich leider auf die eigene Homepage, und deren Flashvideos sind nahezu komplett ungeeignet für die heutigen intelligenten Glotzen. Trotz Flash-Unterstützung war es auf meinem Gerät nahezu unmöglich, Game One vernünftig anzusehen. Bedenkt das bei eurem geplanten Relaunch!

Tschüss, alles Gute und hoffentlich bis bald!

4 Kommentare zu “Kommentar: Das Aus für Reload und Game One

  1. Ja, ich weiß, ich bin ein bisschen spät dran, aber ich wollte kurz darauf hinweisen, dass es seit zwei Jahren Game Two gibt (auf YouTube, funk.net und Rocketbeans.TV). Das ist genau, was in diesem Kommentar gefordert wurde: Wie Game One, aber finanziert von den Öffentlich-Rechtlichen.

  2. hi leuts,

    guter kommentar, echt shitig das beide teams gleichzeitig aufhören! gamecraft is zwar ganz nett kommt aber an game one und reload nicht ran. kann man echt nicht verstehen warum die beiden sendungen abgesägt wurden! den restlichen teeny-kram auf viva kannst knicken und einplus ist außer den konzertmitschnitten auch nicht mein ding…

    gruß martin

  3. Hey du hast so recht mit dem Kommentar, Reload war so geil und von etz auf gleich wurde es eingestampft, aber hatten die nicht die gleiche Produktionfirma? Riesen Bu Hei oder so? Hoffentlich kommen sie wieder, wäre ewig schade, wenn nicht.

    Gruß Ecco.

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